Thursday, 13 July 2017

Zeit mit Sarajevo















Zeit mit Sarajevo
Es ging schnell. Meine gelbe Baseballmütze, von meinem Vater gestohlen, fiel in den Toaster und die Glühdrähte schmorten ein großes Loch in den Tunnelbandzug. Das beschleunigte den Verfall der fast 20 Jahre alten Mütze (Sommerspiele Anfrage Sarajevo?) und ich verlor sie bald. Jedes Mal wenn ich sie getragen habe, ging ich eine spezielle Verbindung mit meinem Vater ein. Baseballmützen zu kaufen, ist komplizierter als Kleidung für Rumpf, Arme und Beine. Alte sind besser als Neue. Als im Mai die Sonne wieder stärker schien, machte ich mich auf die Suche nach einer. Auf eBay, nur gebraucht, gibt's weniger. Ging in mehrere Kaufhäuser, not ready for the Woolworth bling. Die aus dem Bastelladen hatten schöne Farben, waren aber zu klein.

Mein Second Hand Laden an der Ecke:

“Haben sie Baseball-Mützen da? Ich brauche eine Kopfbedeckung.”

“Warten sie mal einen Moment ich glaube wir hatten da zwei.”
Die ältere Verkäuferin, Typ Berliner Schnauze mit Ehrenamt, schaut sich um findet nichts, wundert sich. Sie unterhält sich mit ihrem Herrenbesuch, auch etwas um die 55 Jahre alt. Eine Frau mit Mobiltelefon am Ohr kommt herein und schaut sich die Ware auf den Kleiderbügeln an.
“Il me dit, elle me fait...”
Ich beginne in der Seidenschal-Kiste zu suchen. “Da sind nur Schals drin.”
“Naja vielleicht doch eine dazwischen. Ah hier. Wollmütze.”
Zu klein
“Tu sais il me dit...”
Ich gebe auf und mache soziale Geräusche mit dem Herrenbesuch.
“Il me dit...” scannt Blusen. Das Ehrenamt beginnt nun, selbst in den Seidenschals zu wühlen.
“Tu sais il me dit...”
Kein T-Shirt für mich hier. Sie ist jetzt bis zu den Schultern im Seidenschalbecken.
”Je me dis...” beugt sich über die Verkäuferin in die hinter ihr stehende Gürtel- und Taschen-Tonne. “Jetzt reicht's mir mit Ihnen. Können Sie nicht warten. Ich hab hier keinen Platz. Und wenn sie telefonieren müssen die ganze Zeit, dann gehen Sie raus.
“Je me dis...”, die Dunkelhäutige, geht.
“Immer diese Familie. Ich find' das wahnsinnig anstrengend. Gut, dass sie draußen ist.”
Schabende Zeit.
Eine Schulter im Seidenschalgitterfass.
“Ah hier ist eine. Wußt ich's doch.”
“Danke”. Die Mütze ist ein bisschen hässlich, dunkelblau/dunkelgrün kariert, Golf- Logo, und auch ein dicker Chemostoff, der edel macht, es aber nicht schafft.

“Die ist mir zu klein. Ich krieg die kaum auf den Kopf.”

Herrenbesuch weiß wie man sie größer macht. Sie passt, nun noch den Schirm verbiegen um das Stirndrücken zu verringern.

“Jetzt passt sie. Ein Problem weniger. Was kostet die?”

“1€ bitte.”



Es ist 30°C. Wir sind Schwimmen am Karpfenteich. Miranda schwimmt und schwimmt und schwimmt. Kamilla und ich stehen wadentief im Wasser in der Sonne zum Trocknen vor den fashionable Französinnen, teilweise oben ohne, sich küssend, Amazonen. 
Ich setze meine neue Mütze auf. Immer noch zu heiß.

Let's go to Halbschatten. Miranda kommt, ganz grinsendes Wesen, aus dem Wasser. Legt sich hin. Eine Frau in Kopftuch und Kleid badet mit ihrer 3- jährigen Tochter.

“I am swimming today for the third time.”
“It is so great that it is right next to your studio. You can go for morning swims.”
“Yes. That is what I did today.”
Miranda schaut auf meine Mütze.
“Have you been there?”
“Where?”
“The golf course. St. Andrews in Scotland.”
Ich schaue auf mein Mütze.
“Ah no.”
“I think it is the one that Donald Trump owns.” “No, I haven't been there.” 









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